Alles hat einmal ein Ende
Über den Anfang neuen Lebens freuen sich die allermeisten Menschen, in vielen Zeitungen gibt es Neugeborenenfotos. Eine Geburt wird als freudiges Ereignis bezeichnet. Das Ende, also der Tod, gehört genau so dazu, wird aber meist bewusst verdrängt oder verschwiegen. Niemand will sich damit auseinandersetzen. Und trotzdem trifft es jeden von uns. Den einen früher, den anderen später, aber meist zur unpassenden Zeit. Wenn der Tod plötzlich und unerwartet eintritt, ist so manch Hinterbliebener überfordert mit allen organisatorischen Angelegenheiten. Deshalb sollte man sich doch schon rechtzeitig mit diesem Thema auseinandersetzen. Dazu gehört auch, dass man entscheidet, was mit dem Körper geschehen soll. Jede Kultur hat da ihre eigenen Rituale. Früher gab es bei uns normalerweise eine Erdbestattung. Doch dabei wurden auch Unterschiede gemacht. Wer ein tadelloses Leben geführt hatte, kam auf den Friedhof. Hatte sich jemand eines Vergehens schuldig gemacht oder war ohne festen Wohnsitz, dann wurde der Leichnam an der Friedhofsmauer verscharrt.
Heute kann/sollte jeder entscheiden, ob noch brauchbare Organe entnommen werden dürfen, um damit einem Schwerkranken vielleicht das Leben zu verlängern. Und zu Lebzeiten sollte man klare Anweisungen für die Art und den Ort der Bestattung treffen. Dann stehen die Hinterbliebenen nicht vor unlösbaren Problemen. Außer der normalen Beerdigung kann man sich für eine Urnenbeisetzung auf einem Friedhof, auf einer so genannten Grünen Wiese (also anonym), in einem Friedwald oder auf See entscheiden.
Ich habe gestern an einer Seebestattung teilgenommen. Das war eine ganz neue Erfahrung. Trotz aller Trauer um einen sehr nahen Angehörigen war ich vom Ablauf der Zeremonie stark beeindruckt. Im Hafen von Freest bei Lubmin stand ein Personenschiff bereit.
Unter Deck war eine Art Altar aufgebaut mit der geschmückten Urne, mit Kerzen, Blumen und einem Foto des Verstorbenen.
Die Fahrt zum Bestattungsort dauerte eine Stunde. Zu Beginn der Reise erklärte der Kapitän den Ablauf der Zeremonie. Gleichzeitig sagte er, dass ein anderer als der ursprünglich gewählte Platz angesteuert werde wegen der hohen Wellen. Dann hielt der Trauerredner seine Ansprache. Zwischendurch erklang immer wieder leise Musik. Am Ort angekommen, ging der Kapitän mit der Urne voran an Deck. Alle anderen Anwesenden folgten. Der Kapitän sprach zwei/drei Sätze und ließ dann die Urne ins Wasser gleiten.
Jeder Trauergast warf eine Rose hinterher. Leider wurden diese durch die unruhige See gleich ziemlich weit verteilt. Dann umkreiste das Schiff dreimal die Urne und verabschiedete sie mit einem Sirenensignal. Anschließend ging es zurück zum Hafen.
Der Verstorbene hatte sich selbst während seines verzweifelten Kampfes gegen die Leukämie für diese Art der Bestattung entschieden. Ich bin mir sicher, dass alles so erledigt wurde, wie er es sich gewünscht hatte.
2 Personen haben einen Kommentar hinterlassen
Ingrid geschrieben am 15. Juni 2014, 08:32:
Hallo Helga,
Jeder sollte Organe spenden. Mein Mann war 14 Jahre an der Dialyse.Das Thema Tod war uns nicht fremd,wir hatten alles besprochen. Er bekam nach 1 1|4 Jahr eine neue Niere,die leider nur ein 1 Jahr gehalten hat,aber es war ein Jahr Freiheit.
Einen schönen Sonntag
Ingrid
Helga geschrieben am 15. Juni 2014, 10:26:
Hallo Ingrid,
leider liest man ja immer wieder, wie lange und wie verzweifelt Schwerkranke auf ein Spenderorgan warten müssen. Viele Menschen sind nicht mal dazu bereit, auf diese Weise einem anderen zu helfen. Mich wundert es nicht. Jeder denkt nur an sich. Wer aber tot ist, dem nützt solch ein noch brauchbares Organ nichts mehr. Es sind ja nicht mal genug Leute bereit, einen halben Liter Blut zu spenden, obwohl sie gesundheitlich dazu in der Lage wären. Und das Blut wird im Körper neu gebildet, hat also für den Spender sogar noch einen Vorteil.
Liebe Grüße Helga
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