Gemüseeintopf oder Kartoffelsuppe?
Wie kann man Kindern ein gesundes Essen schmackhaft machen? Manchmal ist es schon etwas verrückt: Viele Kinder kommen oft ohne Frühstück in die Schule. Hat es aber Geld gegeben, zeigen sie stolz ihre Kindermilchschnitten, Pudding oder Schokoriegel vor und sind dann noch enttäuscht, wenn sie darauf hingewiesen werden, dass das ungesund ist.
Wir haben in unserem Schulgarten in diesem Jahr reichlich frische Kräuter angebaut. Deshalb haben wir in dieser Woche Kräuterbutter hergestellt. Nach anfänglichem Zögern haben die meisten Kinder kräftig zugelangt und sich die Butterstullen und frischen Tomaten schmecken lassen. Ebenso verhält es sich mit dem Mittagessen. In vielen Familien wird nicht mehr regelmäßig gekocht. Und das Schulessen wird wer weiß wie weit durch die Gegend transportiert, schon Stunden vor dem Verzehr hergestellt und ist zudem wirklich vielen zu teuer. Also essen die Kinder mittags Brote, wenn sie welche dabeihaben oder irgendwelche Terrinen, die nur mit kochendem Wasser aufgegossen werden. Mal als Notlösung ist sicher nichts dagegen einzuwenden, aber es kann keine Dauerlösung sein für Kinder im Wachstum. Nun weiß man aber, was der Bauer nicht kennt, das (fr)isst er nicht. Viele Kinder probieren gar nicht erst, wenn sie hören, dass es dieses oder jenes Gemüse ist. Also muss auch mal eine kleine Mogelei erlaubt sein. Ich habe heute im Schulgarten frische Kohlrabi, Möhren, Wachsbohnen und Kartoffeln geerntet (alles etwa zu gleichen Teilen) und daraus mit einer kräftigen Brühe einen Eintopf gekocht. Hätte ich das Gemüse in Stückchen gelassen, hätten einige Kinder gleich verzichtet. Also habe ich alles püriert, Petersilie, wenig Liebstöckel und etwas Oregano zugegeben und es als Kartoffelsuppe angeboten. Die kam richtig gut an. In der kommenden Woche werde ich den ersten Hokkaido-Kürbis zu Suppe verarbeiten. Vielleicht können wir die Essgewohnheiten doch noch ein wenig in die positive Richtung lenken.
6 Personen haben einen Kommentar hinterlassen
Sisah geschrieben am 4. September 2010, 09:28:
Aus allen diesen Gründen haben die Eltern und Lehrer an meiner Schule einen Verein zur gesundheitsbewussten Ernährung gegründet und führen seit den Achtziger Jahren gemeinsam eine Schulcafeteria, die auch warmes Essen anbietet und deshalb durchaus auch in Konkurrenz zum Mensaessen der Schule steht.
Tolle Voraussetzungen scheint ihr ja zu haben, wenn ihr sogar die Ernteerzeugnisse des Schulgartens einbeziehen könnt.
LG
Sisah
Helga geschrieben am 4. September 2010, 16:10:
Hallo Sisah, unsere Voraussetzungen sind leider alles andere als toll. Es ist nur realisierbar, wenn einer (ich) wesentlich mehr macht als zum Aufgabenbereich gehört. Als Schulsozialhelferin (ein Witz: Hochschulabschluss und trotzdem keine normal bezahlte Arbeit) kenne ich ja die Probleme der Kinder. Ich kann es nicht mit ansehen, dass Kinder hungern und andererseits der Schulgarten im Unkraut erstickt. Die AG Schulgarten hatte ein kleines Stück Land bestellt. Diese AG lief aber schon im Mai aus. Es wäre also nichts aus den Pflanzen geworden, hätte ich nicht die Pflege dieser Pflanzen übernommen und die restliche große Fläche bearbeitet. Ich habe Kartoffeln, Bohnen, Möhren, Zwiebeln, Tomaten und viele Kürbisse angebaut. Ich bin in jeder meiner drei Urlaubswochen einmal zum Gießen hingefahren. Aber auch jetzt kann ich meine Arbeit kaum planen, denn bei uns fallen immer wieder Lehrer aus, sodass ich zusätzlich zur Vertretung eingesetzt werde. So versuche ich wenigstens einmal in der Woche ein Mittagessen anzubieten und vielleicht noch ein zweites Mal Stullen mit Kräuterbutter. Mehr ist leider nicht drin. Liebe Grüße Helga
Sisah geschrieben am 8. September 2010, 06:47:
Überall dasselbe, ich bin in einer Neuköllner Schule….viele Ideen…nichts funktioniert richtig, weil es an Unterstützung -aus welchen Gründen auch immer- fehlt. Unsere Cafeteria wird enorm gut angenommen von der Schülerschaft, ist aber bedroht durch die mangelnde Mitarbeit der Eltern im Verkauf.Die Lehrer allein können das nicht stemmen, obwohl die Buchhaltung schon ehrenamtlich (ohne Bezahlung) durch einen Ehemann einer Lehrerin durchgeführt wird, der regelmäßige Großeinkauf von einer Lehrerin (neben ihrem Job, ohne Ermäßigungsstunden)ausgeführt wird.
Meine Anerkennung für deine Schufterei, die hoffentlich von der Schulleitung und Lehrer- und Elternschaft auch gesehen wird!
LG
Sisah
Verena geschrieben am 18. November 2010, 11:17:
Hallo Helga, hallo Sisah,
da ich gerade an einem Artikel zum Thema Schulgärten und Mittagsverpflegung für das Fachblatt „Schulverpflegung“, für Entscheider aus dem Bereich der Gemeinschaftsverpflegung und Großküchen, bin ich auf der Suche nach Stimmen aus der Praxis. In Ihren Beiträgen wird schon recht deutlich, wo die Probleme bezüglich einer gesunden Ernährung für die Kinder liegen. In Rom startet gerade ein Projekt von SlowFood, in dem u.a. die Produkte der Schulgärten für die Mittagsverpflegung in den Schulmensen verwendet werden sollen. Ich habe wenig Infos über die Lage an Schulen in Deutschland. Wenn Sie Interesse haben, würde ich gerne ein Telefoninterview mit Ihnen führen.
Vielleicht ist es möglich, dass der Webmaster dieser Seite Ihnen meine Emailadresse zukommen lässt ohne dass sie öffentlich wird??
LG verena
Helga geschrieben am 3. März 2013, 13:48:
Kartoffelsuppe (für einen gr. Topf voll):
(mehlige Sorten, wie die „Agria“, sollen besonders gut dafür geeignet sein)
Zutaten und Zubereitung:
2-3 Zwiebeln goldgelb in Olivenöl anrösten, danach
2 geschnittene Knoblauchzehen leicht und kurz mit anrösten,
1 geschnittene Pastinake,
2-3 geschnittene Karotten,
1 Scheibe geschnittene Sellerie dazufügen und weiter leicht anrösten,
Pfeffer,
Salz,
Kurkuma,
Majoran
heißes Wasser aufgießen und das Ganze zus. mit einer Hand voll selbstgesammelter,
getrockneter Pilze 5-10 Min. zu Ende garen und beiseite stellen.
einige Kartoffeln schälen (würfeln ist nicht notwenig) und mit
2 Mettwürstchen
gekörnter Brühe,
Salz und
Wasser
6-7 Min. im Siccutopf (ab 2. Ring) garen,
Wurst in Scheiben schneiden u. später hinzufügen,
Kartoffeln pürieren und die fertige
Gemüsemasse beifügen (Suppe dickt etwas nach),
von zwei Bratwürsten Klößchen ausquetschen und kurz aufkochen lassen, öfters umrühren, damit nichts anbrennt,
etwas tiefgefr. Petersilie und
Maggikraut einstreuen, einmal aufkochen, abschmecken.
(Maggikraut im Frühjahr noch vor der Blüte ernten, waschen, hacken, einfrieren!)
Zur ca. 14-tägigen Aufbewahrung, die noch heiße Suppe in mit kochendem Wasser
vorgewärmte Portionsschraubgläser randvoll einfüllen.
Gläser kurz auf den Kopf drehen u. gleich wieder zurück,
erkalten lassen u. nachsehen, ob der Deckel ein Vacuum aufzeigt, im Kühlschrank lagern und bei Bedarf genießen.
Guten Appetit wünscht
Helga A.
Helga geschrieben am 3. März 2013, 18:19:
Danke, liebe Namensvetterin, für dein Rezept. In der Schule kann ich leider nichts mit Fleisch oder Würstchen anbieten (Hygienebestimmungen). Andererseits wird bei uns augenblicklich einiges umgebaut, sodass nicht mal der Herd nutzbar ist.
Liebe Grüße Helga
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