Arbeitserleichterung und mehr Freizeit
Vielen jüngeren Menschen wird es gar nicht so bewusst sein, wie rasant sich die Technik in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. In meiner Kindheit musste noch so vieles in reiner Handarbeit erledigt werden, wofür wir heute ganz selbstverständlich Maschinen und Geräte nutzen.
Ich bin in einem kleinen Dorf in der Uckermark aufgewachsen. Dort gab es, wenn ich mich recht erinnere, vier öffentliche Wasserpumpen. Jeder Eimer Wasser musste von dort geholt und nach Hause geschleppt werden. Dieses Wasser wurde als Trinkwasser, zum Kochen, Waschen und für die Tiere gebraucht. Jeder kann sich bestimmt vorstellen, dass da im Laufe eines Tages so mancher Eimer Wasser transportiert werden musste. Besonders schlimm war es, wenn „Waschtag“ angesagt war. Wer zu den Glücklicheren zählte, hatte wenigstens eine Waschküche mit einem Wäschekessel, in dem das Wasser erhitzt und auch die Kochwäsche gewaschen werden konnten. Meine Mutti musste jeden Liter Wasser für eine sechsköpfige Familie in einem großen Kochtopf auf dem Herd erhitzen. Hatte sie Seifenlauge für die Kochwäsche aufgestellt, hieß es besonders aufpassen. Die Lauge kochte schnell mal über. Es bestand ständig Gefahr, dass sich jemand verbrühte. Weiße Unterwäsche, Bettwäsche, helle Handtücher, Mullwindeln, Babywäsche und Taschentücher wurden gekocht. Andere Wäsche wurde auf dem Waschbrett in einer großen hölzernen oder Zinkwanne gerubbelt, bis sie sauber war. Danach wurde gespült und ausgewrungen und zum Trocknen auf die Leine gehängt. Da dauerte es oft mehrere Tage, ehe die Wäsche trocken war, denn das meiste bestand ja aus Naturfasern wie Schafwolle, Leinen oder Baumwolle. Die Kleidung wurde viel länger getragen als heute. Und die meisten Kinder waren mit einem bis eineinhalb Jahren „sauber“. Wer konnte denn schon ständig Windeln waschen? Heute laufen oft noch Dreijährige mit einem Windelpaket umher, weil es ja viel bequemer ist, dieses zu wechseln als das Kind an sein Bedürfnis zu erinnern.
Anfang der sechziger Jahre wurden bei uns im Dorf eine Pumpstation gebaut und Wasserleitungen verlegt. Jeder Hausbesitzer musste dann von der Straße bis zum Wohnhaus selber einen Graben ausheben, damit die Leitungsrohre verlegt werden konnten. So hatten alle Dorfbewohner die Möglichkeit, sich einen Wasseranschluss ins Haus zu legen. Die meisten hatten diesen in der Küche oder im Stall. Danach konnten die ersten Waschmaschinen angeschafft werden. Ich weiß noch, wie glücklich meine Mutti 1963 oder 1964 über ihre erste Waschmaschine war. Diese bestand aus einem hölzernen Fass mit geriffelten Seitenwänden (ähnlich wie ein senkrecht stehendes Waschbrett). In der Mitte der Waschmaschine befand sich ein Stab. Auf diesem war oben ein Kreuz angebracht von dem vier kürzere Stäbe herunterhingen. Wurde die Waschmaschine mit Wasser und Wäsche befüllt, konnte man sie einschalten. Dabei drehte sich die Konstruktion in der Mitte und die Wäsche wurde an der Seitenwand entlang bewegt und dadurch gewaschen. Später gab es Maschinen wie die WM 66, die schon das Wasser erhitzen konnten. Allerdings musste man auch bei diesen extra spülen. Anschließend kamen so genannte Halbautomaten auf den Markt, die die Wäsche wuschen, spülten und das Wasser abpumpten. Auch dafür wurde noch zusätzlich eine Wäscheschleuder benötigt.
Heute können wir aus einem kaum zu überschauenden Angebot bei Händlern oder Versandhäusern wählen. Da ist es ratsam, sich an technischen Daten wie Energie- und Wasserverbrauch zu orientieren. Außerdem ist zu bedenken, wie viel Wäsche zu waschen ist. Für einen kleinen Haushalt wird sich die Anschaffung einer Maschine mit sieben Kilo Fassungsvermögen kaum rentieren. Wer will schon so lange die Schmutzwäsche lagern, bis die Maschine ausgelastet ist? Ich habe für unseren Zwei-Personen-Haushalt eine Waschmaschine, die fünf Kilo Wäsche fasst, da manchmal auch größere und schwerere Stücke zu waschen sind. Ist eine kleinere Menge an Wäsche zu waschen, erfasst meine Maschine das und nimmt automatisch weniger Wasser. Bei der Anschaffung eines neuen Gerätes ist oft auch der Platzbedarf von Bedeutung. In kleinen Wohnungen hat man im Bad manchmal nur Platz für einen Toplader, das heißt für ein von oben zu befüllendes Gerät. Ich habe in meinem Bad genug Raum für einen Frontlader. Deshalb steht mein Wäschekorb auch direkt auf der Waschmaschine. Da ich in meiner Kindheit selbst erfahren habe, wie schwer das Wäschewaschen früher war, kann ich die Vorteile der heute üblichen Geräte nur zu gut einschätzen. Ich befülle die Maschine, stelle das Programm ein und meine Wäsche wird ohne mein weiteres Zutun gründlich und schonend gewaschen. Inzwischen erledige ich andere Arbeiten oder gönne mir eine Pause. Und nach einer bestimmten Zeit kann ich die Wäsche sauber und geschleudert wieder entnehmen. Davon konnten unsere Mütter und Großmütter nicht mal träumen.
4 Personen haben einen Kommentar hinterlassen
Gabriela geschrieben am 11. März 2014, 13:35:
Ja, das stimmt, ich kann mich erinnern … und das war nicht nur in der Uckermark so. Ich bin in einem Siedlungshaus in Dortmund großgeworden. Neubau, Erstbezug und man schrieb das Jahr 1965! Jedes Mehrfamilienhaus hatte dort seine eigene Waschküche mit einem gemauerten Bottich und Kupferkessel. Da drunter wurde Feuer gemacht und das Wasser im Kessel zum Kochen gebracht. Die Wäsche wurde eingeweicht, im Kessel gerührt, mit Waschbrett behandelt, in zwei separaten Wasserbecken gespühlt und zum Schluss geschleudert oder mühsam ausgewrungen und an langen Wäschleinen in der Waschküche aufgehangen. Alles war voller Wasserdampf und meine Mutter stand in Schürze und Kopftuch in dieser dampfenden ‚Suppenküche‘ und hat alles mit einem unglaublichen körperlichen Einsatz gestemmt.
Diese riesigen sperrigen klätschnassen Betttücher, dampfend im Kessel gerührt und kochend heiß und schwer aus dem Wäschebottich in die Wasserbecken geschafft,- Wahnsinn!
Waschtag hieß für uns Kinder unsere Mutter so wenig wie möglich zu stören, sie musste diese Pensum alleine schaffen und hatte nur den einen Tag, bevor die nächste Familie an der Reihe war!
Ich kann mich auch noch sehr gut erinnern wie es war, als meine Eltern sich endlich eine Waschmaschine leisten konnten. Das gute Stück war ein Toplader bestehend aus Waschtrommel und separater Schleuder. Ein sperriges großes aber heißgeliebtes Teil, dass viel Platz in unserer Küche einnahm, aber von unserer Mutter über viele Jahre gehätschelt und gepflegt wurde.
Diese Waschmaschine hat meiner Mutter so viel Lebensqualität zurückgegeben, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Sie konnte waschen wann immer sie wollte, nicht unwichtig mit drei Kindern, und war danach NICHT fix und fertig von dieser enormen körperlichen Anstrengung.
Peu a peu wurden aus den zunehmend ungenutzen Waschküchen ‚Partykeller‘ und die Zeit der Jugend-Feten im Keller begann!
Für mich, als ihre Tochter, war es selbstverständlich dass eine Waschmaschine zu meinem Haushalt gehört. Aus Platzmangel in den Studentenwohnungen wurde noch in den Waschsalon gegangen aber dann …!
Ja, ich weiß, „früher war alles ganz anders!“
Aber es beschämt mich, mich daran zu erinnern, wie mühsam und schwer einiges war, wie selbstverständlich dann vieles wurde und welch‘ abstruses Konsumverhalten sich ebenfalls Bahn brach …!
Nein, früher war nicht alles besser, aber Besserungen wurden mehr geachtet und geschätzt, weil sie eben NICHT selbstverständlich waren. Weil man sich Dinge mühsam ersparte, nicht alles sofort ausrangierte weil etwas Neues her musste und es weniger um Schein und mehr um Nutzen ging!
Dieses unbegrenzte Konsumieren, dieses permanente Haben-wollen steht heute nicht unbegründet in der Kritik.
Man erinnert sich der Nachhaltigkeit und der ‚alte Werte‘!
Gut so!
Wir haben alle mehr Lebensquantität bekommen, jetzt darf sich die Lebensqualität wieder in Erinnerung bringen!
Einen schönen Tag noch,- uns allen! 🙂
Helga geschrieben am 11. März 2014, 13:51:
Danke, liebe Gabriela, für die ausführliche Schilderung deiner Erfahrungen.
Ja, so oder so ähnlich war es überall. Heute hat schon jeder Singlehaushalt sämtlichen Komfort. Trotzdem wird in den Medien immer von zunehmendem Armutsrisiko berichtet und die Leute springen darauf an. Wir sollten nur ein paar Jahrzehnte zurückdenken oder den Blick auf andere Teile unserer Erde richten. Dann erkennen wir, dass von Armut bei uns keine Rede sein kann.
Liebe Grüße Helga
Klaus geschrieben am 19. Mai 2014, 06:50:
Ein liebgewordenes Gerät hat nach mehr als 10 Jahren den Geist aufgegeben. Ist es nun der Geiz oder Umweltbewußtsein dass ich mich um ein Ersatzteil für den Feinkompostierer kümmerte. Für das Ersatzteil bezahle ich nur etwa ein 1/5 des Neupreises und die eingesparten 160,-€ kann ich sinnvoller für die eingegangenen Neupflanzungen verwenden. Keinesfalls möchte ich den Feinkompostierer missen und viele weitere Kubikmeter Erde mischen und absieben. Zum Anderen reizt mich die Bastelei wie auch bei der Reparatur des Kurzholzspalters.
Klaus geschrieben am 20. Mai 2014, 16:53:
Nach nur einem Tag seit der Bestellung kam das Ersatzteil und nach einer Stunde war die Reparatur ausgeführt. Dabei konnte ich sogar noch alle beweglichen Teile einfetten.
Nur mit den Neuerwerbungen an Pflanzen hatte ich kein richtiges Glück. Ein Großteil der Sämereien war m.E. total überlagert. Wenn von 7 verschiedenen Sorten unter absolut gleichen Bedingungen nur eine einzige keimt dann stimmt etwas nicht.
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