Einkaufstüten bald Geschichte?
Womit sich manche den Kopf zerbrechen, ist schon erstaunlich. Ich sehe täglich Leute mit den langjährig bewährten Stoffbeuteln einkaufen gehen. Zur Zeit des Mauerfalls wurde jenseits dieser Grenze gewitzelt, man erkenne den Ossi schon von weitem an seinem Nylon-(dabei hieß es bei uns Dederon) beutel. Na und? Haben wir dadurch nicht die Umwelt geschont? Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine „Tragetasche aus Plastik“ gekauft. Beim Kauf von Bekleidung bekommt man manchmal gleich das Zeug eingetütet. Ist es allerdings bereits verpackt, verbitte ich mir eine weitere Verpackung. Zum Einkaufen nehme ich immer ein paar Stoffbeutel mit und ansonsten stehen in jedem Supermarkt irgendwo leere Kartons herum, die man zu Hause in der Papiertonne entsorgen kann.
Hat die Einführung des Pfandes für Einwegflaschen wirklich zu einem massiven Umdenken geführt? Das Neueste sind nun Becher mit Deckel und Strohhalm, die man an vielen Stellen mit einem „Getränk to go“ kaufen kann. Wenn man dann mit der Nuckelei fertig ist, wird die Autoscheibe heruntergekurbelt und der Becher landet neben dem Pizzakarton des Vorherfahrenden oder auf der (meist kaputten) Bierflasche, die für acht Cent kein cooler Fahrzeuglenker mehr zum Geschäft zurückbringt.
Unter Umweltschutz stelle ich mir was anderes vor. Und solange dieses Thema keinen Denkprozess in den Köpfen der Menschen auslöst, werden auch ein paar Cent mehr oder weniger zu keiner Verhaltensänderung führen.
18 Personen haben einen Kommentar hinterlassen
Klaus geschrieben am 30. Oktober 2011, 16:54:
Als gelernter Ossi kann ich dir nur beipflichten. Ein Großteil meiner Anzuchttöpfe bestehen immer noch aus Joghurtbechern mit Löchern im Boden. Nach mehrmaligem Gebrauch landen sie dann doch noch im gelben Sack. Ich bin mir auch nicht zu schade einen krummen Nagel gerade zu klopfen und ein Gewinde nachzuschneiden. Das hat mit Geiz nichts zu tun. Wir haben nun mal nur im begrenztem Maße Rohstoffe zur Verfügung und diese sollten wir nicht sinnlos verschwenden.
Helga geschrieben am 30. Oktober 2011, 19:03:
Hallo Klaus, wenn die Leute nicht in Zukunft in der Lage sein werden, aus Abgasen, Asche und Müll wertvolle Rohstoffe zu gewinnen, werden sie sich bei uns noch nachträglich über viele verschwendete Reserven bedanken. Oder für den Dreck, den unsere „Zivilistion“ in Gewässern, unterirdisch oder sonstwo hinterlassen hat. Ich denke da auch an den Atommüll, der noch in Jahrhunderten eine Gefahr darstellen wird.
Auch wenn heute ständig die DDR schlecht gemacht wird, ganz so verschwenderisch sind wir nicht mit Rohstoffen umgegangen. Wie oft wurde ein technisches Gerät repariert. Heute heißt es wegwerfen, neu kaufen, Reparatur führt niemand aus.
Und auch das Sammeln und Wiederverwenden von Sekundärrohstoffen war keine schlechte Sache. Heute kommt es bestenfalls in eine Verbrennungsanlage, liefert kurzzeitig etwas Energie – und das war`s dann.
Liebe Grüße Helga
Anette geschrieben am 30. Oktober 2011, 21:10:
Hallo Helga,
zum Thema Stoffbeutel kann ich noch was beitragen. Ich nähe meine Einkaufsbeutel aus abgelegter Kleidung selbst. Ich denke mir immer wieder neue Beutelmodelle aus. Die Beutel sind heiß begehrt, billig, recycelt und sehen witzig aus.
Ansonsten wird es mit der Umerziehung zu mehr Verantwortung wohl noch lange dauern. Aber kleine Schritte sind besser als Stillstand.
Helga geschrieben am 30. Oktober 2011, 22:01:
Hallo Anette, danke für deinen Hinweis. Teilweise haben wir unsere Beutel auch selber genäht, aber dazu fehlt mir augenblicklich einfach die Zeit.
Liebe Grüße Helga
Klaus geschrieben am 31. Oktober 2011, 08:01:
Oft ist es nur eine Frage der Bequemlichkeit wie wir mit der Umwelt umgehen. Es ist doch so einfach etwas wegzuwerfen und einfach neu kaufen. Auch ich ertappe mich sehr oft dabei und muß mich selbst zur Ordnung rufen. Auf der anderen Seite bin ich stolz auf mich wenn ich wieder etwas repariert habe. Die Verschwendung von Resourcen ist aber nicht unbedingt ein Problem der s.g. zivilisierten Welt sondern ein globales Problem. Wenn wir in Marokko, während einer Rundreise, auf Unmassen von schwarzen Plastebeuteln stießen dann wußten wir dass nach wenigen Kilometern eine Ortschaft kommt. Wenn wir in unseren Wald gehen,um gegen den Borkenkäfer anzugehen, dann läuft mir die Galle über. Ausrangierte Kühlschränke, ein Gewirr an Maschendraht, in dem sich Igel selbst erdrosselt haben, Glasscherben die wie Brennlinsen wirken und und und. Man könnte einfach ….
rrhase geschrieben am 31. Oktober 2011, 18:09:
Den Menschen in diesem Land geht es eben einfach immer noch zu gut. Da hilft auch kein hoeheres Flaschenpfand, da helfen keine Verbote. Auch heutzutage ist es sicherlich nicht erlaubt, Kuehlschraenke im Wald zu entsorgen, Autoreifen am Strassenrand abzulegen oder Burgerverpackungen aus dem Auto zu werfen.
Diese Mitmenschen, die sich so verhalten, werden es auch weiterhin tun. Egal wieviel Aufklaerung, wieviele Apelle an die Vernunft noch kommen werden. Der Mensch ist eben von Natur aus nicht edel, hilfreich und gut, sondern ein egoistisches, auf kurzfristigen Vorteil bedachtes und von Unvernunft durchdrungenes Lebewesen. So hat die Natur uns eben gemacht.
Klaus geschrieben am 1. November 2011, 11:55:
Hallo rrhase !
Es ist nicht die Natur die ein solch schlechtes Verhalten hervorbringt, sondern die Erziehung und die Arroganz des Menschen, der glaubt ungestraft die Natur vergewaltigen und verschmutzen zu können. Die Natur schlägt zurück und leider sind es meist die Unschuldigen die es trifft. Ich bin kein Fan von Siegmund Freud! Manchmal hilft auch etwas Zivilcourage um Umweltsünder zur Ordnung zu rufen.
Sisah geschrieben am 2. November 2011, 08:36:
Seit mehreren Jahrzehnten immer wieder die gleichen Themen, und immer wieder die gleichen Diskussionen. Mit der Wiedervereinigung fällt dann endlich Neu-Bundesbürgern ein, wie ressourcenschonend es doch in der DDR zugegangen ist. Super! Stoffbeutel als Beweis dafür ein ‚Gutmensch‘ zu sein, der aber mehrmals mit dem Flieger durch die Welt kurvt um sich an den Stränden dieser Erde über den Plastikmüll zu echauffieren.
Wie heißt es doch‘ Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen‘.
LG
Sisah
Helga geschrieben am 2. November 2011, 10:41:
Ach Sisah, was hast du für eine Meinung von den „Neubundesbürgern“! Ich kenne viele, die noch nie einen Flieger von innen gesehen haben (gibt es mit Sicherheit auch unter den Altbundesbürgern). Ich weiß aber auch, dass es im 21. Jahr nach der Wiedervereinigung immer noch Riesenunterschiede bei den Einkommen gibt. Warum sind denn alle unsere gut ausgebildeten Kinder in den Westen gegangen und nicht zurückgekommen? Weil man hier bei uns bis zum Umfallen arbeiten und trotzdem nicht davon leben kann.
Liebe Grüße Helga
Klaus geschrieben am 2. November 2011, 17:40:
Hallo Sisha !
Und was tust du ganz konkret für eine saubere Umwelt, außer alle Aktivitäten für den Umweltschutz in den Dreck zu ziehen ?
Es geht uns hier im Blog nicht um Ossi oder Wessi, sondern um unsere Bemühungen auch oder insbesondere auch Kinder mit der Natur vertraut zu machen und sie pfleglich zu behandeln.
Der Umweltschutz braucht keine Menschen die nur auf der Tribüne stehen und pfeifen, sondern Menschen die mitmachen.
Du kannst uns anhand von Beispielen gern belehren welches eure Aktiva waren.
Sisah geschrieben am 4. November 2011, 11:19:
@ Klaus:Ich werde mich hüten hier als Besser-Wessi anzutreten, da du ja selbst betonst, dass es kein Ossi-Wessi Thema werden soll, auch wenn du das geradezu herausforderst, wenn du mich jetzt aufforderst aufzuzählen, was ich für den Umweltschutz tue.
Es trifft nur einen ganz bestimmten empfindlichen Nerv bei mir , wenn Menschen immer wieder ihre DDR versuchen ostalgisch zu verklären mit dem Hinweis auf ressourcenschonende Lebensweisen der untergegangenen Republik.
Was habe ich denn außerdem ‚in den Dreck‘ gezogen, was den sogenannten Umweltschutz betrifft? Solche generalisierten Vorwürfe mag ich auch nicht, da musst du schon konkreter werden.
@Liebe Helga: Ich wohne seit über zwanzig Jahren und arbeite ebenfalls fast so lange unter sogenannten Ossis, ich bin ein Wossi. Ich habe mich mit etlichen befreundet, und war stets offen gegenüber allen. Wie kommst du darauf, dass ich ‚eine‘ Meinung habe.Ich habe viele Meinungen über ‚Ossis‘, so vielfältig, wie die Menschen hier sind. Mein ‚Seufzer‘ zum Thema bezog sich auch die Tatsache, dass hier erinnert wurde an das ressourcenschonende Verhalten in der DDR und dann den Stoffbeutel und Altstoffsammlungen dazu anführt. Bitte nicht, ich reagiere sehr allergisch darauf, weil ich mich noch gut erinnern kann an den verschwenderischen Umgang mit Energie beim Heizen ( in sämtlichen Ämtern, Schulen, Arztpraxen , Wohnungen herrschten tropische Temperaturen ) in der Übergangszeit in den Neunzigern, oder auch dem Wasser. Die Verwendung von Braunkohle zum Heizen war sicher auch nicht sehr ‚umweltschonend‘. Und da ich gärtnere, habe ich aufmerksam beobachtet, ob meine Ossi-NAchbarGärtner ökologisch bewandert sind…Sind sie nicht, aber da unterscheiden sie sich keinesfalls von West-Gärtnern. Übrigens haben die wenigsten in meiner unmittelbaren Nachbarschaft einen Komposthaufen, und es ist Gewohnheitsrecht seinen Grünmüll in die benachbarten Ruderalflächen zu kippen. Und…und…
LG
Sisah
Klaus geschrieben am 4. November 2011, 14:50:
Für mich gibt es, als Hobbygärtner, keine Alteingesessenen oder Neubürger, sondern nur Menschen die etwas für den Umweltschutz tun oder nicht. Weder meine Gartennachbarn noch ich selbst brauchen einen Klugscheißer der mir zeigt wie man einen Komposthaufen anlegt. Diese von beleidigender Arroganz gekennzeichnete Diskussion ist mir zu albern als das ich mich weiter daran beteiligen will.
Heute habe ich ausgediente Farbeimer, die auf die Deponie sollten, zu Winterschutz umgearbeitet. Einfach den Boden herausgeschnitten, über die jungen Bäume gestülpt und dann mit Nadelholzsägespänen aufgefüllt. So leisten sie noch mehrere Jahre gute Dienste. Nadelholzsägespäne um Wühlmäuse fernzuhalten. Im Frühjahr werden dann die Späne, vor dem Mähen,auf den Rasen gestreut und zusammen mit dem Schnittgut auf einen der Komposthaufen verbracht. Dadurch wird der Kompost lockerer. Die Späne sind Abfall bei der Schadholzaufbereitung.
Helga geschrieben am 4. November 2011, 16:46:
Liebe Sisah, ich glaube, wir sollten das Thema hier wirklich beenden. ich schätze deine bisherigen sachlichen Kommentare und hatte mich über deine heftige Reaktion gewundert.
Und du hast natürlich Recht, wenn du feststellst, es gibt überall sone und solche Leute, wie man bei uns sagt.
Liebe Grüße Helga
Margit geschrieben am 10. November 2011, 19:01:
Ach die Sache mit den „Einkaufstüten“, wie sie bei euch heißen (bei uns sagt man dazu „Sackerl“)… In dieser Sache scheint sich nichts zu ändern. Mit Entsetzen sehe ich beim Wocheneinkauf immer noch fast alle ihre Beute mit unzähligen Plastiktaschen wegschleppen und wenn man beim Bekleidungseinkauf eine Plastiktasche ablehnt, wird man ungläubig angestarrt.
Bei uns hier gibt es auch kein Pfand auf Einwegflaschen. Da ist die Abfallverwertungsindustrie der große und mächtige Bremser. So werden immer neue Abfallverbrennungsanlagen gebaut, die gewonnene Wärme teuer verkauft und das ganze läuft dann unter „Umweltschutz“, weil’s ja quasi Recyclingenergie ist. Eines meiner Reizthemen… Bei uns sind schon fast keine Pfandflaschen mehr zu kaufen im Geschäft!
Und dann dieser überflüssige Müll neben den Straßen! Wir wohnen ganz in der Nähe eines Autokinos, des einzigen hier in Ö. Die Zufahrtsstraßen im weiten Umfeld sind gesäumt mit Plastikflaschen, Energydosen, Colabechern, Burgerverpackungen, Chipspackungen etc. Ich versteh’s einfach nicht, wie man so achtlos mit seiner Umwelt und den Ressourcen umgehen kann. Und dann noch diese neue Coffee-to-go-Manie. Als hätten wir nicht schon genug Müll. Der Gesetzgeber wird hier nie eingreifen, die Müll- und Verpackungsindustrie hat alle in der Tasche. Und die Konsumenten selber verfallen immer mehr in das „Was soll’s“-Verhalten.
Liebe Grüße & danke für den kritischen Beitrag,
Margit
Helga geschrieben am 10. November 2011, 19:52:
Liebe Margit, ich dachte immer, dass nur bei uns die Leute so gleichgültig sind. Wieso kann man die leeren Verpackungen nicht zu Hause oder in öffentlichen Müllkübeln entsorgen, wenn man sich unterwegs gestärkt hat? Leider kann sich die Natur nicht wehren.
Liebe Grüße Helga
Klaus geschrieben am 11. November 2011, 08:50:
Hallo Margit !
Wir können diese umweltfeindliche Politik leider nicht ändern,aber wir können durch unser Verhalten ein Beispiel geben wie es besser geht. Auch ich stoße beim Einkauf auf Unverständnis wenn ich keinen Beutel haben möchte. Aber vielleicht ist es für manchen ein Denkanstoß. Zumindest wünschen können wir uns das. Es ist manchmal erstaunlich wie weit manche ihren Müll fahren und illegal abladen ohne zu bedenken das der verfahrene Sprit teurer ist als die Kosten für eine legale Entsorgung.
Und die Natur schlägt zurück! Den Preis für den, ach so umweltfreundlichen, Biosprit zahlen die Menschen in der Dritten Welt. Aber das ist ja weit weg und was kümmert uns fremdes Elend !!!
Würde ich nicht den Borkenkäferbefall in unserem Wald zumindest eindämmen würde das in kürzester Zeit zu einem Totalverlust des Baumbestandes führen und der nächste Starkregen würde den Mutterboden in unsere Kleinstadt spülen.
Bine geschrieben am 12. November 2011, 20:08:
Hallo zusammen,
dass der Ossi früher nur mit Dederonbeutel beim Einkauf anzutreffen war, ist keinesweges seinem Umweltbewussten Verhalten zuzuordnen, wie es hier geschrieben wird, sondern einfach aus der Tatsache heraus, dass es beim Einkauf kaum bzw. keine Plastetüten gab. Der DDR-Staat war finanziell nicht in der Lage Dinge zu produzieren, die der Bequemlichkeit dienten. Zumindest nicht für die einfache Bevölkerung. Ein Auto hatten die wenigsten und um seinen Einkauf nach Hause zu bringen, waren die Beutel ohnehin sicherer als es Plastetüten gewesen wären. Textilien lassen sich in großen Tüten sorgfältiger und schonender transportieren als diese in kleine Dederonbeutel zu stopfen. Ich selbst habe jedoch auch immer einen Stoffbeutel in meiner Tasche, den ich auch benutze. Dieser war wohlgemerkt ein Werbegeschenk eines Großmarktes im West. Dennoch habe ich gegen Plastetüten in Maßen nichts einzuwenden, da sie auch mit etwas nachdenken weitere Anwendungen finden. Es gibt immer etwas, was man darin aufzubewahren oder zu transportieren hat, Dinge die schmutzig oder feucht sind wie z.B. Schuhe, die ich nicht in Stoffbeutel stecken würde. Die sehr großen Tüten benutze ich als Beutel für die Kleiderspende ect. Und nicht zuletzt können sie die Müllbeutel ersetzen, die man sowieso braucht und zudem noch käuflich erwerben muss. Jedoch kann ich mit Sicherhei sagen, dass die meisten Leute beim Einkauf ihre Waren ohne Plastetüten zum Auto transportieren. Noch heute werden bei uns beim Bäcker meist Stoffbeutel über die Theke gereicht.
VG
Bine
Klaus geschrieben am 22. November 2011, 10:55:
Seit einiger Zeit gibt es bei uns wieder eine Sero-Annahmestelle in der man für abgegebene bestimmte „Abfälle“ Bares erhält. Ich finde es gut und habe die Hoffnung dass es künftig weniger illegale Mülldeponien gibt. Es ist zwar nur ein geringer Obolus aber vielleicht hilft es der Umwelt. Auch wir überlegen die Nutzung dieses Angebotes. Reich kann man dadurch zwar nicht werden aber Kleinvieh macht auch Mist.
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