Schlimmste Befürchtungen werden wahr
Seit dem Unwetter sind knapp zwei Wochen vergangen. Ich habe mich mehrmals in den Wald (oder was davon noch übrig geblieben ist) geschlichen, um eine persönliche Bestandsaufnahme zu machen. Es ist nicht mein Wald, aber dieses Stück Natur ist mir in den zwanzig Jahren, die wir hier wohnen, sehr ans Herz gewachsen. Es tut weh zu sehen, welch große, mächtige Bäume dem Sturm zum Opfer gefallen sind. Nach ein paar Tagen habe ich mir dann aber auch die noch vorhandenen Bäume genauer ansehen können. Die meisten Kiefern sind wirklich sehr geschädigt. Bei etlichen Eichen dachte ich mir aber, wenn sie ordentlich geschnitten werden, könnten sie sicher weiterleben. Andere Laubbäume müssen ja auch zurechtgestutzt werden. Und auf dem Waldboden sah ich nun auch Sämlinge, ein, zwei oder drei Jahre alt. Die hatten bisher durch die großen Bäume kaum Licht und wenig Entwicklungsmöglichkeiten.
Deshalb dachte ich bis heute, vielleicht wird sich in ein paar Jahren ein neuer Wald regenerieren. Bis heute. Denn heute rückte eine Firma an, die für sich selbst wirbt: Wir räumen Ihren Wald auf. Und damit haben die Mitarbeiter angefangen. Zunächst wurden mit einem Greifer die noch vorhandenen Kronen gefasst und abgebrochen. Danach umklammerte der Greifer den Stamm und hielt ihn fest, während ein Arbeiter die Säge ansetzte und knapp über dem Boden den Stamm durchsägte.
Im Gespräch erfuhr ich dann noch, dass in den nächsten Tagen ein Harvester anrücken wird. Das sind die Monster, mit denen die Stubben gerodet werden. Wenn der fertig ist, wird vom Wald nichts mehr zu erkennen sein. Dann wird auch das letzte kleine Bäumchen plattgewalzt sein. Die Bäume werden zu Hackschnitzeln verarbeitet und in irgendeinem Kraftwerk Wärme liefern.
Es war einmal ein kleiner Wald. Die Bäume spendeten im Sommer Schatten, bremsten die Herbststürme ab. In ihren Kronen nisteten viele Vögel, hier war das Eichhörnchen zuhause. Es gab Pfifferlinge, Birkenpilze, Steinpilze und Fliegenpilze. Leute gingen spazieren und Generationen von Kindern hatten hier ihre Lieblingskletterbäume oder bauten Laubhütten. Es war einmal……
3 Personen haben einen Kommentar hinterlassen
Sebastian geschrieben am 28. August 2015, 05:57:
Schade. Wird er denn nicht wieder aufgeforstet?
Kleine Außengrundstücke (die nicht bebaubar sind), sind manchmal erstaunlich billig. Vielleicht kannst Du ja selbst für den Wiederaufbau sorgen.
Klaus geschrieben am 28. August 2015, 06:58:
Der Harvester rodet keine Stuppen. Er fällt lediglich die Bäume, entastet und schneidet auf wirtschaftliche Länge. Den Einsatz kenne ich bisher nur bei Nadelhölzern. In einer Beziehung hat Sebastian recht dass nur sehr kleine Grundstücke billig sein können. Größere dienen der Grundstücksspekulation.
Monika geschrieben am 8. September 2015, 16:04:
Was sagen NABU oder/und BUND dazu. Es wird doch überall systematisch zerstört. Wie kann eine Stadt mit Hochhäusern zugepflastert werden? Warum müssen Autobahnen und neue Landstraßen durch Naturschutzgebiete führen? Warum schießen Menschen auf Spatzen wegen 2 !!?? Kirschen mehr oder weniger? Wer beantwortet uns diese und viele Fragen mehr? Gibt es noch Ehrlichkeit? In diesem Sinne liebe Grüße von Monika
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