Samenbomben – der Renner?
Seit einiger Zeit liest man in diversen Gartenblogs von Samenbomben, die angeblich triste Flächen in grüne Oasen verwandeln sollen. Wenn das so einfach wäre, würde unsere Umgebung sicher anders aussehen. Auch auf Schuttplätzen oder an Straßenrändern hat sich ein natürliches Biotop entwickelt. Das sind vor allem widerstandsfähige, anspruchslose Wildkräuter. Für die Ansiedlung von Kulturpflanzen müsste man die natürliche Lebensgemeinschaft zerstören, den Boden lockern, meist sogar noch durch Düngergaben verbessern, ehe man Kulturpflanzen aussäen könnte. Außerdem müsste man in Trockenzeiten gießen und die als Samen oder Wurzeln im Boden noch vorhandenen Wildkräuter regelmäßig entfernen, um den ausgesetzten Kulturpflanzen das Überleben zu ermöglichen. Das bedeutet also, jemand müsste sich ständig um solch eine Fläche kümmern. Mit einer einmaligen Hauruckaktion, also einem Samenbombenwurf ist da nicht viel zu erreichen.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es meine Stockrosen am Straßenrand anfangs hatten, nachdem die Straße saniert worden war. Nur eine ganz dünne Erdschicht war auf Schutt und Dreck aufgebracht worden.
Außerdem sind mir persönlich diverse Wildkräuter, die zahlreichen Insekten, Vögeln oder anderen Tieren als Nahrung dienen, wesentlich lieber als irgendeine vor sich hinkümmernde Kulturpflanze, die dort nicht hingehört.
8 Personen haben einen Kommentar hinterlassen
Elke geschrieben am 20. Februar 2012, 15:50:
Hallo Helga,
ich habe das Samenbombenbuch auch gelesen. Es geht erfreulicherweise dort auch um Wildpflanzen, die relativ anspruchslos sind, nicht nur um Kulturpflanzen. Fingerhut an schattigen, städtischen Parkstellen auszusäen, schadet sicher nicht, und wenn er sich dort wohlfühlt, wird er bleiben. Da die Umgebung so artenarm geworden ist, können die Wildpflanzen oft nicht mehr von selbst einwandern. Aber ich bin auch skeptisch, ob das wirklich so einfach ist. Ich werde mich also mit der ersten Samenbombe um einen Betonkübel kümmern, der schon lockere Erde und keinen Bewuchs enthält. Mal sehen, ob das funktioniert. Im Buch wird aber auch darauf hingewiesen, dass es nicht unbedingt klappen muss.
VG
Elke
Helga geschrieben am 20. Februar 2012, 16:20:
Hallo Elke, deine Version mit dem Betonkübel ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Der ist sicher irgendwann auch mal als Pflanzenbehälter dort aufgestellt worden. Ich selbst habe vor etwa zehn Jahren eine verwilderten Kübel bepflanzt. Auf dem Gelände waren einige Kleinbetriebe und ein Ausbildungsstützpunkt. Die Lehrlinge haben sich anfangs über mein Vorhaben lustig gemacht und später selbst die Pflege übernommen. Da hat man doch was erreicht im Bewusstsein der Mitmenschen.
Liebe Grüße Helga
Elke geschrieben am 21. Februar 2012, 13:26:
Hallo Helga!
Das ist toll, da hast du ja richtig Erfolg gehabt!
Ich habe schon mal Samen von meinem Wiesenstorchschnabel in die fetten, artenarmen Parkwiesen geworfen, aber leider ist das nichts geworden. Ich denke, wenn die Gräser schon die Oberhand haben, ist es schwierig für die Sämlinge – vielleicht hätten die in einer Bombe mehr Erfolg gehabt, weil sie schon ihre eigene Erde dabei haben?
Viele Grüße
Elke
Helga geschrieben am 21. Februar 2012, 16:05:
Hallo Elke, wenn städtische oder andere öffentliche Flächen allem Anschein nach auch nicht regelmäßig gepflegt werden, kommt doch irgenwann mal ein Reinigungstrupp mit Hacken und Rasenmäher vorbei und schafft „Ordnung“. Dadurch haben dann die gewünschten Pflanzen kaum Überlebenschancen. Bei uns wuchs im vergangenen Sommer eine einsame Sonnenblume am Straßenrand. Die fiel kurz vor dem Aufblühen einem Rasenmäher zum Opfer.
Liebe Grüße Helga
Klaus geschrieben am 21. Februar 2012, 17:47:
Irgendwie hilft sich die Natur selbst, wenn wir ihr nur eine Chance dazu geben. Es ist so viel Samen in der Natur unterwegs und er keimt dort wo für ihn die besten Bedingungen herrschen. Sehr oft wird mit brachialen Methoden versucht die noch nicht versiegelten und sterilisierten Flächen mit Bomben und chem. Keulen dem Willen des Menschen unterzuordnen. Immer dann wenn der Mensch zu sehr in die Natur eingreift kommt es zu Katastrophen wie z.B. bei der Freilassung der Nerze (Minke), aussetzen von Marderhunden, Ochsenfrösche und nicht zuletzt die „ach so niedlichen“ Waschbären. Bei Pflanzen ist es nicht viel besser wie z.B. die Herkulesstaude zeigt. Die Pollen von genmanipulierten Pflanzen fliegen mehr als 50 Km und verändern das Erbgut anderer Pflanzen und das unkontrolliert. Ich bin für nachhaltige ortstypische Gestaltung der Natur aber lehne schädlichen Aktionismus ab. Dabei denke ich immer an den „Zauberlehrling“ … die Geister die ich rief werd ich nun nicht los! Die versprochenen „blühenden Landschaften“ haben wir doch auf den Deponien voller Giftmüll u.a. aus Italien.
Samenbomben! Den Garten in der ganzen Stadt verteilen « gartenmarie geschrieben am 28. Februar 2012, 17:39:
[…] neben all den tollen Effekten gibt es zu Recht auch Zweifler. Auf der Seite von Helgas-Garten http://helgas-garten.de/samenbomben-der-renner/ werden ein paar Argumente gebracht, die sehr nachvollziehbar sind. So ist es total richtig, dass […]
Klaus geschrieben am 29. Februar 2012, 11:19:
Jetzt beginnt die Zeit der Pflanzenanzucht aus Samen. In diesem Jahr habe ich erstmals die Samen vorgekeimt. Dadurch spare ich sehr viel Platz. Da das Keimergebnis des „Roten Maulbeerbaumes“ sehr gut war habe ich mich entschlossen zwei Bäume vor den Garten zu pflanzen. Als Nascherei für Mensch und Tier.
Guerilla Kathrin geschrieben am 29. Februar 2012, 17:34:
Huhu Helga!
Ich selbst habe vorletztes Jahr zum ersten Mal vom Guerilla-Gardining gehört und war gleichermaßen entzückt und überzeugt. Da packte ich mir sofort ein paar Sonnenblumensamen ein und sähte sie auf kahlen Stellen aus. Leider sind alle Triebe/Stiele/etc. auf kurz oder lang den städtischen Gärtnern zum Opfer gefallen.
Davon will ich mich aber nicht entmutigen lassen und deswegen wollte ich mir auch so eine Samenbombe kaufen/zusammenstellen.
Beste Grüße
Kathrin
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