Neue Kaninchengeschichte
Auch wenn man schon seit vielen Jahren Kaninchen hat, gleicht doch keine Saison einer vorangegangenen. Im Winter sagte meine Schwester zu mir: „Ob wir in diesem Jahr kleine Kaninchen bekommen werden, ist noch sehr unsicher. Unsere Häsin ist viel zu fett.“ Den gleichen Gedanken hatte ich auch. Wenn eine Häsin zu fett ist, wird sie oft gar nicht trächtig. Allerdings hatte ich ja drei Kaninchenschwestern vom vergangenen Jahr. Da müsste es doch möglich sein, dass wenigstens eine Junge bekäme. Beim ersten Versuch ging keine auf die Versuche des Bocks ein. Na, das konnte ja lustig werden! Beim zweiten Anlauf sah es dann schon etwas besser aus. Aber sicher war ich mir nicht, dass es geklappt haben könnte. Nach reichlich vier Wochen Tragezeit brachte dann am 24. März die erste Häsin vier schöne Junge zur Welt.
Nicht gerade viel, aber ich war zufrieden. Am nächsten Morgen lag bereits das erste Junge tot in der Buchte. Es war von der Häsin aus dem Nest gezogen worden, weil es sich noch festgesaugt hatte, als die Geschwister schon fertig waren. Es ist an Unterkühlung gestorben. Am 30. März hatte dann die nächste Häsin ganz provisorisch ein Nest gebaut und sechs Kleine geworfen.
Da sie diese Nackedeis bei den niedrigen Temperaturen nicht zudeckte und auch sonst wenig Interesse für ihren Nachwuchs zeigte, hatte ich für diese Kleinen nicht viel Hoffnung. Aber man kann da wenig machen. Am besten, man überlässt der Natur ihren Lauf. Etwa zwei Stunden später hatte auch die dritte Häsin ein Nest gebaut, dick mit ausgrupfter Wolle gepolstert. Und tatsächlich lagen fünf Neugeborene im Nest.
Na, so viele Kaninchen wollte ich nun wirklich nicht. Wie kriegt man in einem trockenen Sommer eine so große hungrige Schar satt? Und so viel Platz habe ich ja auch gar nicht. Aber ich hatte schon einen Gedanken im Hinterkopf, wo ich eine Häsin mit Jungen abgeben und vielen Menschen auch noch eine Freude damit bereiten könnte. Doch soweit kam es gar nicht. Zwei Tage später waren wir den ganzen Tag nicht zuhause. Ich hatte wie üblich meine Tiere vor der Abfahrt gut versorgt. Als wir am Abend zurück waren, war das vorbildliche Nest total zerstört und die fünf Kleinen lagen in der ganzen Buchte verteilt. Drei waren bereits tot, zwei zeigten noch ein klein wenig Leben. Die habe ich ganz schnell bei den drei Älteren ins Nest gesteckt. Das hat im Notfall schon ein paarmal geklappt. Am nächsten Morgen war eins von diesen beiden dann doch gestorben. Es war wohl schon zu sehr ausgekühlt. Das andere hat überlebt und liegt nun bei den drei dicken, die inzwischen die Augen geöffnet haben, im Nest. Ich vermute, dass die Häsin keine oder nicht genug Milch hatte und die Kleinen deshalb zur Wasserflasche geschleppt hat, was natürlich nicht funktionieren konnte.
Und auch den sechs anderen Häschen, die nicht so vorbildlich versorgt worden waren, geht es gut. Sie werden morgen oder übermorgen die Äuglein öffnen.
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